Ende des Jahres schließt der Eine-Welt-Laden im Stiftscenter. Das tut denen weh, die Jahren als Kunden und als Mitarbeitende im Laden „Politik mit dem Einkaufskorb“ machen. Als ich Mitte der 70er Jahre Konfirmanden zu Globus schickte, um dort nach „Fair Trade“ Produkten zu suchen, da fanden sie einen Kaffee und einen Honig. Heute gibt es bei „Hit“ und anderswo hunderte von Artikeln, für die den Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika faire Preise garantiert werden. Vorhin sagte mir eine berufstätige Kundin: „Ich habe wenig Zeit. Deshalb kaufe ich „fairen“ Kaffee, Tee und Schokolade bei meinem Einkauf im Ladencenter.“ Das verstehe ich und das ist einer der Gründe, warum wir uns in Zukunft auf Aktionen beschränken, mit denen wir uns weiter für die Rechte von Mensch und Natur weltweit einsetzen.
Es gab eine Zeit, da ging es politisch hoch her in der Gruppe der Mitarbeitenden. Sollte die Kirchengemeinde Trägerin des Ladens bleiben oder würde ein e.V. mit mehr Unabhängigkeit unserem Anliegen besser dienen? Wir blieben eine ökumenisch und politisch offene Aktionsgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde. An einer „langen Leine“ verantworteten wir selber, was wir taten. Mir lag daran zu zeigen, dass unsere Kirchen sich vor Ort nicht nur theoretisch zur Bewegung für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ bekennen.
Was heute selbstverständlich ist, dafür musste vor 50 Jahre noch gekämpft werden. Der Eine-Welt-Laden in Meschede gehört zu den Pionieren des Fairen Handels. Mit dem Kauf von Indio-Kaffee und Simba-Tee fing es an. Bei einer Tanzaniafahrt mit jungen Erwachsenen im Jahr 1972 erlebten Joachim Kirchhefer und ich, wie wenig bei unseren Freunden im Süden vom Erlös ihrer Produkte ankam. Wir wagten uns auf den Wochenmarkt, verkauften bei Festen und in der Vorweihnachtszeit. Als 1976 das Gemeinsame Kirchenzentrum eingeweiht wurde, gab es ab sofort ein ständiges Angebot.
Am 18.6.1984 zogen wir in die Innenstadt, übernahmen die „Pusteblume“ und waren seitdem an wechselnden Orten präsent. Gerne wären wir in die Fußgängerzone gezogen. Aber das wäre nicht finanzierbar gewesen. So blieben wir im Stiftscenter.
Die bundesweite „Faire Woche“ wurde ein Schwerpunkt unseres ehrenamtlichen Einsatzes. Vor zehn Jahren wurde Meschede durch unsere Initiative zur „FairTrade Stadt“. Ich hoffe, dass das nach unserem Ausstieg neu belebt wird. Zu viele haben sich auf uns verlassen. Viele internationale Krisen lähmen uns. Der faire Handel ist ein Angebot an jede und jeden von uns , mit eigener Kraft dem Frieden und der weltweiten Gerechtigkeit zu dienen. Ich kann etwas tun. Das tut mir gut und hilft mir, nicht in der Wahrnehmung schlimmer Nachrichten „unterzugehen“. Im Laufe der Zeit konnte wir ca. 100.000,- Euro aus unseren bescheidenen Gewinnen in ausgewählte Projekte weitergeben. Zum Schluss reichte es aber kaum noch für die Kosten des Ladens.
Wir sind stolz auf das, was wir tun konnten, hätten allerdings auch erwartet, dass noch mehr Mitbürger Meschedes unser Angebot angenommen hätten. Wir rufen: Bitte kommt zum Schluss zu Extrakäufen in den Laden, damit wir noch einmal etwas weitergeben können an unsere Freunde in Tanzania, Argentinien, Bolivien und Indonesien und an die Flüchtlingshilfe in Meschede. Ab Dezember wird ab-verkauft. Bleibt etwas übrig, geht es in den Weltladen nach Lippstadt. Hängt jemand besonders an einem Produkt, dann sind wir bereit, einmalig noch eine größere Menge für den persönlichen Vorrat zu besorgen. Im Laden liegt dafür eine Liste bereit!
Hartmut Köllner
Im Herbst 2014 hat die Stadt Meschede ununterbrochen das Siegel „Fairtrade Stadt“.
Das durch TransFair e.V. verliehene Siegel wird durch Rezertifizierung anhand der Kriterien der „FairTrade-Towns“ Kampagne alle zwei Jahre erneuert wird.
Das globale Netzwerk der FairTrade Towns umfasst inzwischen über 2.000 Städte in 36 Ländern.
Wir sind stolz, als Urzelle der Fairtrade Bewegung in Meschede hieran mitzuwirken und dies weiter zu tun!